Akrobatik als Sportart hat einige Besonderheiten, die für Anfänger ungewohnt sein können und deren Kenntnis den Einstieg erleichtern.
Vielleicht habt Ihr für den Anfang schon den Abschnitt in der Wikipedia gelesen ?
Körperliche Belastung[]
Vermeidung langfristiger Risiken[]
Das Tragen anderer Personen, oder auch das Halten des eigenen Gewichtes auf den Händen, sind relativ anspruchsvolle Belastungen für den Körper. Für die Mehrzahl der Akrobatik-Figuren ist es notwendig die Bewegungsradien vieler Gelenke möglichst in ihrem vollen Umfang nutzen zu können. Um hierbei Überlastungen zu vermeiden werden diese Bereiche recht intensiv gedehnt. Diese Dehnungen erzielen eine gute, aber in vernünftigem Rahmen beleibende Beweglichkeit, minimieren die Risiken von Zerrungen und ermöglichen es als Cool Down die belasteten Muskeln zu entspannen. Besonders die Handgelenke, mit ihrem komplexen Aufbau, sind für Überlastungen anfällig. Zur Vermeidung von Überlastungen werden die Gelenke häufig schon zwischen den Übungsabschnitten gelockert, zusätzlich wird am Ende der Übungseinheit durch Dehnen die umgebende Muskulatur entspannt. Der Muskelaufbau erfolgt relativ schnell, aber das Binde- und Stützgewebe (Bänder, Sehnen und Knorpel) benötigt eine wesentlich längere und eine sehr kontinuierliche Belastung, um schadensfrei seine Leistung zu bringen. Hier besteht die Gefahr einer Überlastung, wenn man zu schnell vorgeht und große Fortschritte sehen möchte.
Die Belastung der Wirbelsäule wird oft überschätzt, da die fachfremden Beobachter häufig die Leistungen des Muskelkorsetts (der Stabilisierung des Oberkörpers durch die Rumpfmuskulatur) nicht korrekt einschätzen können. Allerdings besteht hier ein großes Potential für Folgeschäden, falls die Anforderungen der Wirbelsäule missachtet werden. Das Training der typischen Figuren eines Akrobatikanfängers belastet lange Zeit hauptsächlich nur die Arme und Beine. Bei diesen Übungen werden die Lasten über Beine, Becken und Schultern (Figuren mit liegender Unterperson), aber nur wenig über die Wirbelsäule abgeleitet. Somit kann sich in dieser Zeit langsam die Rumpfmuskulatur durch die stabilisierenden Übungsanteile aufbauen, die später einen Großteil der Unterstützung der Wirbelsäule übernimmt (siehe auch Muskuläre Dysbalance). Sollte der Akrobat, oder sein Übungsleiter hier eine Schwachstelle vermuten, kann mittels entsprechender Übungen der Status festgestellt werden und ein entsprechendes gezieltes Aufbautraining erfolgen.
Beim Einstieg in die höheren Figuren muss an Anfang auf eine geringe Belastung, d. h. eine leichte und möglichst erfahrene Oberperson geachtet werden. Kombinationen von Anfängern mit erfahrenen Partnern sind zu bevorzugen, da hier ein Aufschaukeln der instabilen Phasen meist unterbleibt. Zusätzlich wird die Dauer der Belastung möglichst kurz gehalten. Erst wenn über mehrere Trainingseinheiten keine Probleme erkennbar sind, kann mit etwas komplexeren Figuren fortgefahren werden. Besondere Aufmerksamkeit muss der Trainer der korrekten Körperhaltung unter Last widmen. Hängende Schultern und runde Rücken sind nicht nur bei Auftritten weniger vorteilhaft, mit einer aufrechten Haltung ist es für den Körper möglich die Belastung viel besser zu verteilen. Die Wirbelsäule ist in ihrer korrekten, aufrechten Haltung deutlich belastbarer, als dies in den, oft unter Last eingenommenen Fehlhaltungen der Fall ist. Bei guter muskulärere Absicherung der Wirbelsäule sind relativ hohe Belastungen ohne Schäden möglich.
Absturzsicherung[]
Die Vermeidung von Verletzungen durch Stürze ist relativ einfach möglich. Die sehr geringen Verletzungszahlen bei große Akrobatiktreffen sprechen hier für sich, insbesondere da hier auch Teilnehmer mit sehr unterschiedlicher Risikowahrnehmung zusammenkommen.
Hilfestellung[]
Die Hilfestellung ist ein notwendiger Bestandteil jeder Akrobatikfigur. Die Ausführung der Hilfestellung variiert allerdings extrem, je nach Qualifikation der übenden Akrobaten. Das Hinzuziehen einer Hilfestellung ist eine grundlegende Arbeitsmethode eines verantwortungsvollen Akrobaten. Selbst wenn es für Anfänger nicht erkenntlich ist, so erarbeiten sich die Fortgeschrittenen komplexere Figuren mir wechselnden Partnern schrittweise und sind daher nur selten auf explizite Hilfestellungen angewiesen.
Prinzipiell ist einfache Physik die erste Regel bei der Hilfestellung: Die zu sichernde Person wird entweder möglichst am Schwerpunkt, der Körpermitte gesichert, oder wenn dies nicht sinnvoll oder möglich ist, wird der Oberkörper gesichert, um das eigenständige Landen auf den Füßen zu ermöglichen. Häufig geschieht dies durch das Sichern an der Hüfte. Das Halten von ausgestrecketen Armen oder Beinen kann nur bei bereits geübten Partnern als besonders leichte Unterstützung erfolgen. Die Hände der Hilfestellung berühren im Bereitschaftsfalle also maximal leicht die zu sichernde Person und signalisieren damit die Anwesenheit. Die Arme der Hilfestellung sind möglichst kurz gehalten, damit der Hebel ein Abbremsen eines Fallens noch erlaubt. Hilfestellungen, deren Hände mehr als zwei fingerbeit Abstand zur Oberperson halten, sind nicht brauchbar. Eine Hilfestellung weit weg vom Körperschwerpunkt kann nicht funktionieren.
Eine Hilfestellung darf einerseits nicht als Haltegriff mißbraucht werden und darf selbst nicht "statisch" halten. Die in der Figur befindlichen Personen müssen zwar gegen Abstürze gesichert werden, aber sie müssen bemerken wann eine weitere Person Hebelasten in die Balance einbringt. Insbesondere bei Anfängern ist diese Anforderung nur schwer zu lösen, hier muss oft massiv gestütz werden um ein erstes Erleben der Positionen zu ermöglichen. Sobald die Möglichkeit besteht, dass die Figur eigenständig gehalten werden könnte, sollte die Hilfestellung die bei ihr befindliche Last phasenweise freigeben (im Bereich von Sekunden). Diese Lastwechsel erlauben der Unterperson das Festellen einer bestehenden (evtl. nicht sichtbaren) Unterstützung sowie deren Größe und Richtung, sie kann dann damit beginnen diese Last selbständig zu übernehmen.
Longe[]
Neben der Möglichkeit kritische Bewegungsabfolgen auch in unkritischen Positionen zu üben, d.h. die Unterperson liegt statt zu stehen, können für hohe Übungen spezielle Sicherungsmethoden verwendet werden. Die einfachste Version verwendet die Kästen aus dem Turnbereich um die Hilfestellung weiter nach Oben zu verlagern.
Sind die Übungen jedoch zu dynamisch oder bereits weitgehend sicher, werden die Kästen selbst zu einem unnötigen Risiko. Hier hilft die Longe mit einer Sicherung über Seile von der Decke. Das Installiern und Bedienen einer Longe ist jedoch nur durch geschulte Personen zu erlauben. Dieses Thema ist für Ungeübte mit einigen Fallen bestückt.
Dresscode[]
Nicht machen[]
- Schmuck, wie alle Sorten von Ohrringen oder Ketten, sollte unbedingt abgelegt werden, um ein schmerzhaftes Abreißen oder Würgen zu vermeiden.
- In Schlaufen und Taschen an der Kleidung können sich deine Partner verfangen, wenn wir Glück haben, zerreist beim Befreiungsversuch nur die Kleidung.
- Sehr weite Kleidung stellt einerseits wiederum die Gefahr des Verfangens wie bei Schlaufen dar, andererseits rutscht diese Kleidung leicht beim Kopfüber-Turnen und mancher Anfänger hat sinnlos seinen Hals riskiert um seine (vermutlich völlig unspektakuläre) Unterwäsche vor fremden Blicken zu schützen.
- Gefütterte Hosen sind je nach Stoffart völlig ungeeignet, da ein rutschiges Futter ein Stehen auf den Oberschenkeln unmöglich macht.
- Joggingschuhe sind, wie alles andere Schuhwerk mit festen Kanten, bei den Unterleuten äußerst unbeliebt.
- Sensibel: Die Körperpflege ist für alle "Nahkampfsportarten" prinzipiell hilfreich, gelegentliches Baden wird heutzutage von der Gesellschaft ja weitgehend toleriert ;-) Es ist nicht nötig klinisch rein zum Training zu erscheinen, aber Extreme sollten vermieden werden, zu diesen Extremen zählt insbesondere der intensive Gebrauch von parfümierten Hilfsmitteln.
Wie erkenne ich die absolut korrekte Form der Übung ?[]
Häufig werden dem Anfänger von unterschiedlichen Personen einige unterschiedliche Versionen der gleichen Übung vermittelt. Die Frage wer hier Recht hat ist für den Anfänger schwierig zu lösen. Häufig sind mehrere Versionen durchführbar und die optimale Version hängt dann von den Eigenschaften der beteiligten Akrobaten ab. Als einfaches Beispiel tendieren kräftige Unterpersonen oft zu weniger technikorientierten Formen ;-) Gelegentlich benötigen einfach eine unterschiedliche Dehnung oder Kombination von Arm- und Beinlängen spezielle Lösungen der selben Figur.
Als Grundregel gilt: Wer autoritär behauptet, nur "Seine" Version sei korrekt und alles andere falsch, der liegt fast immer selbst Falsch. Liefert jemand eine gute Begründung für eine Variante, so kann auch der Anfänger dies nachvollziehen und selbst entscheiden. Merke: Selber Denken macht schlau !
Zur Bewertung der Varianten kann auch folgendes dienen:
- Kann der Vertreter einer Form diese auch mit wechselnden unterschiedlichen Partnern turnen, oder nur mit einem speziellen Partner ?
- Welche der Versionen sieht schlicht besser aus ? Meist ist die eleganter durchgeführte Übung auch die technisch bessere und erlaubt auch noch weiterführende Aktionen.
- Welche Körperhaltung wird notwendig ? Könnte die Übung direkt oder mit der Zeit Schäden erzeugen ?